Zu den Serien

 

 

mehr licht (2014-2020)

1975 startete in Mülheim-Kärlich der Bau einer 1300 Megawatt-Kernkraftanlage, dem einzigen Atomkraftwerk in Rheinland-Pfalz. Nach Klagen von Kommunen und Privatpersonen und nur zwei Jahren im Probe- und Regelbetrieb wurde das Kraftwerk 1988 abgeschaltet. Anschließend blieb die Anlage über ein Jahrzehnt betriebsbereit, die endgültige Stilllegung erfolgte 2001.

Bis 2019 prägte der 162 Meter hohe Kühlturm des Kraftwerks das Neuwieder Becken, eine mit 200 000 Menschen dicht besiedelte Rheinlandschaft. Höher als der Kölner Dom war er für viele Menschen ein Orientierungspunkt und sogar ein Wahrzeichen ihrer Heimatregion. Andere empfanden den Turm als Schandfleck und als weithin sichtbares Zeichen einer bedrohlichen Technologie.

Der langwierige Abriss des Reaktors symbolisiert den deutschen Ausstieg aus der Energiegewinnung mittels Atomkraft. Die scheinbar friedliche Koexistenz der Ortschaften mit der sie weit überragenden nuklearen Industriearchitektur endete mit dem Abbruch des Kühlturms.

 

 

ein Jahr – Mayen 2020

Porträt einer Stadt, die im Ablauf eines Jahres systematisch erfasst werden sollte.  

 

 

Housing (2009-2013)

Eine Serie in zwei Blöcken zur gleichen Zeit, am gleichen Ort. Der erste Teil besteht aus Fotografien einer ehemaligen US-Militärsiedlung am Flugplatz Hahn im Hunsrück. Hier wohnte das Luftwaffenpersonal mit Familien in einer eigens zu diesem Zweck gebauten, von der deutschen Bevölkerung abgeschotteten Siedlung. Nach der Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Krieges wurden die Soldaten abgezogen, die Gebäude stehen bis heute größtenteils leer.

Zweiter Block: Auch in den umliegenden Ortschaften des Flugplatzes entstanden vor der Wende amerikanische Wohngebiete, Housings genannt, die ausschließlich den Soldaten und ihren Angehörigen vorbehalten waren. Nach dem Abzug der Amerikaner fanden viele dieser Häuser neue Bewohner: Aussiedler, Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion. Die in Sohren und Kirchberg entstandenen Fotografien des zweiten Teils zeigen Außen- und Innenräume der ehemals von US-Militärangehörigen und heute von Aussiedlern bewohnten Einfamilienhäuser.

Die Leerstelle in der Mitte steht für den ausgebliebenen Knall und das unspektakuläre Ende einer möglichen Riesenkatastrophe.

 

 

Schröderland (2005 - 2006)

Landschaften der vorderen Eifel im September 2005, zwei Wochen vor der Bundestagswahl. Der noch amtierende Kanzler blickt auf sein Land. Die Inszenierungen fanden sich meist in Straßennähe, an Ortsausgängen, auf Plätzen und Feldern.

 

 

Heil - historisch-geografische Fehlstellen (2012-2013)

Heil drückt Begnadung, Erfolg, Ganzheit oder Gesundheit, aber in religiöser Bedeutung Erlösung aus. (wikipedia)

Wo der Lauf der Geschichte ablesbar wird: Im Nationalpark Eifel finden sich die NS-Ordensburg Vogelsang, eine der größten nationalsozialistischen Hinterlassenschaften in Deutschland; in unmittelbarer Nähe dazu die Wüstung Wollseifen, ein Ort, der nach dem Krieg geräumt, als Übungsplatz gebraucht und zerstört wurde und an dem man anschließend Kulissenhäuser zu Nahkampfzwecken baute.

 

 

you spin me right round (2012)

Betrachtungen einer Stadt anhand einer Basaltinstallation auf einem Verkehrskreisel.

 

 

Tableaus (2011-2018)

Die Tableaus zeigen zumeist minimalistische Motive, die durch ihre Kombination und Präsentation einen veränderten Sinnzusammenhang erhalten. Zwischen drei und achtzehn aufgezogene Fotografien schweben über einer Holzplatte.

 

 

Unterführungen (2004)

Selbstinszenierung an einem Ort innerhalb eines kurzen Zeitraums. Die Kamera zeigt vom gleichbleibenden Standort die wechselnde Position der menschlichen Figur. Ort der Inszenierung ist eine Fußgängerunterführung unterhalb der B9 durch Koblenz. Innerhalb des Tunnels scheint das Licht durch Glasbausteine in der Decke/ im Boden zu fallen.

 

 

Körperprojektionen (1994-2004)

Eine junge Künstlergemeinschaft namens Krex, bestehend aus einigen Studierenden der Uni und der FH Koblenz, trat 1994 in das Leben der Stadt. Die im alten Schlachthof entstanden dilettantischen, lebendigen, provozierenden Arbeiten und Aktionen fanden nicht immer Freunde in der etablierten Koblenzer Kulturlandschaft. Ein Bestandteil fast jeder Krex-Ausstellung waren Körperprojektions- fotografien.

Erste Bilder der Serie entstanden im Krex-Atelier, im Verwaltungsgebäude des alten Schlachthofes im Rauental mit projizierten Fotografien geschlachteter Rinder und Schweine. Es folgten weitere Experimente mit diesem Verfahren, bei dem Dias auf menschliche Körper projiziert und dann wieder abgelichtet werden.

 

 

Michael Bertram

1968                in Mendig geboren, aufgewachsen in Plaidt

1993-98          Studium der Bildenden Kunst für das Lehramt an der Uni Koblenz           

seit 2000         wohnhaft in Mayen

ab 2004           verschiedene Gruppen- und Einzelausstellungen mit Fotografien

 

Ausstellungen (Auswahl)

2005                gesehen. 4 Positionen zeitgenössischer Fotografie, Altes Arresthaus Mayen

2006                Teilnahme am Festival Voies Off in Arles

2009                Teilnahme an den Wiesbadener Fototagen

2008-15          Langen Nacht der Museen in Koblenz, ARt M15

2015                Kurze Nacht der Museen in Wiesbaden, Galerie Lichtbild

2016               Tableaus. Altes Arresthaus Mayen

2019               Langen Nacht der Museen in Koblenz, ARt M15